Das der Hund als der beste Freund des Menschen gilt und dies schon seit zehntausenden von Jahren, wusstet ihr vermutlich bereits. Doch wie uns schwedische Wissenschaftler nun im Fachjournal “Current Biology” berichten, könnte diese Liebe schon viel älter, nämlich 27.000 bis 40.000 Jahre alt, – also mehr als doppelt so alt wie bisher angenommen – sein.
Bislang dachte man, Hunde seien vor höchstens 16.000 Jahren aus Wölfen hervorgegangen. Doch nun gelangten Forscher von der Universität Stockholm aus der Analyse einer 35.000 Jahre alten Wolfsrippe von der nordrussischen Halbinsel Taimyr zu neuen Erkenntnissen.
Eine Expedition zu den Wurzeln der Hunde nach Sibirien
Auf einer sechswöchigen Expedition zur Taimyrhalbinsel in Russland, dem nördlichsten Teil des Eurasischen Festlands, fanden Forscher im Jahr 2010 einen Rippenknochen. Sie hatten die Flussufer, welche sonst vom Permafrost gefroren waren, mit dem Boot abgesucht um Überreste längst verstorbener Tiere wie Mammuts zu finden. Die Rippe, die wie andere Knochen während der Expedition entdeckt wurde, war anfangs sehr schwer zu identifizieren. Love Dalén, ein Evolutionsgenetiker vom schwedischen Naturkundemuseum in Stockholm, der mit auf der Expedition war und die Studie in Zusammenarbeit führte, berichtet, dass er zuerst auf der Tasche in welcher die Rippe verpackt war “Rentiere?” vermerkt hatte.
Die erste Sequenzierung per Radiokarbon-Analyse markierte die Rippe dann als Wolf und ergab, dass das Tier vor rund 35.000 Jahren starb – also in einer Zeit lange bevor Menschen Tiere domestizierten. Die Forscher verglichen das Genom des Taimyr-Wolfes mit dem von modernen Grauwölfen und Haushunden wobei das Genom der Rippe zeigte, dass der Wolf in etwa die gleiche Abstammung sowohl von modernen Haushunden als auch von Wölfen teilt, was darauf hindeutet, dass er in der Zeit lebte, als sich die Vorfahren der heutigen Hunde von den Vorfahren der modernen Wölfe trennten. Vermutlich habe sich der Taimyr-Wolf vom gemeinsamen Vorläufer der Hunde und heutigen Wölfe abgespalten. Kurz nach dieser Trennung seien dann die Haushunde entstanden.
“Es ist wahrscheinlich, dass die frühesten domestizierten Hunde ganz anders aussahen, als wir sie heute kennen”, sagt Dalén. “Ich denke, es ist durchaus möglich, dass Wölfe in Gefangenschaft gehalten und dann domestiziert wurden – aber dabei ihr Aussehen für viele, viele tausende von Jahren behielten”.
Hunde wurden womöglich viel früher domestiziert als gedacht
“Wir haben gezeigt, dass dieser Wolf aus der Population der jüngsten gemeinsamen Vorfahren von modernen Wölfen und modernen Hunden stammt”, sagte Love Dalén vom schwedischen Museum für Naturgeschichte. Auch dass Siberian Huskys und Grönlandhunde besonders viele Gene des Taimyr-Wolfs tragen zeigt die Analyse.
Anhand des Genoms des Taimyr-Wolfs konnten die Forscher die Mutationsrate von Wölfen und Hunden berechnen und stellten fest, dass diese viel geringer ist, als bisher angenommen. Durch diese Grundannahme kommen die Forscher auf eine Trennung von Hund und Wolf vor etwa 27.000 bis 40.000 Jahren.
Hunde könnten viel früher domestiziert worden sein, als bisher vermutet wurde
Dies deckt sich zudem mit früheren, bis zu 36.000 Jahre alten Funden von Hund-artigen Tieren als auch mit den Hinweisen darauf, dass bereits die ersten Einwanderer Amerikas vor rund 15.000 Jahren Hunde mitbrachten.
“Es gibt noch etwas das wir noch nicht ganz verstehen”, sagt einer der Forscher Robert Wayne. “Die Hunde waren für den Menschen in einer Weise von grundlegender Bedeutung, wie andere Tiere es nicht waren.”. Vielleicht können wir den Forschern an dieser Stelle ein wenig aushelfen, denn jeder, der schon einmal als Frauchen oder Herrchen die Beziehung zu einem Hund hatte, weiß um die besondere Partnerschaft zwischen Menschen und Hunden.